Shivas Erscheinungsformen
Seine Erscheinungsformen lassen sich in 5 verschiedene Kategorien einteilen:
- der kosmische Tänzer
- der junge Asket
- der Herr der Vernichtung
- der liebevolle Ehegatte
- der wohlwollende Beschützer
Der Name Shiva (Sanskrit: शिव śiva) bedeutet wörtlich übersetzt gütig, freundlich, wohltuend, heilsam, lieb, glücklich und froh. In seiner Darstellung ist er meist nur leicht bekleidet oder nackt. Die Haare sind offen oder zu einem Knoten gebunden. Er wird mit 3 Augen dargestellt, sie symbolisieren die Sonne, den Mond und das Feuer. Außerdem wird er oft meditierend dargestellt.
Und obwohl er der Gott der Zerstörung ist, wird er verehrt. Obwohl er der Gott der Zerstörung ist, wird er verehrt, weil sich im Hinduismus der Gedanke trägt, dass erst durch Zerstörung Neues geschaffen werden kann.
Dadurch hat er auch eine schöpfende Rolle. Diese Doppelrolle macht ihn zu etwas besonderem. Auf der einen Seite gilt er als schrecklich und bösartig, auf der anderen Seite als gut und wohltätig.
Mahadeva
Der Beiname Mahadeva bedeutet “Großer Gott” und ist einer der beliebtesten Namen von Shiva. Anhänger Shivas glauben daran, dass er der größte Gott aller Zeiten ist. Demnach sind auch die 3 Götter der hinduistischen Trinität alles Aspekte Shivas. Shiva verkörpert alle 3 Gesichter: die Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung, oder das Kind, den Jüngling und den Greis, aber auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Viele indische Tempel heißen Mahadeva Tempel.
Nataraja
Der Beiname Nataraja bedeutet “König des Tanzes”. Als Nataraja führt Shiva einen kosmischen Tanz auf. Dieser symbolisiert die Schöpfung, Zerstörung und Wiedererschaffung des Universums. Shiva als kosmischer Tänzer, ist eine der bekannteren Darstellungen Shivas und des Hinduismus in der westlichen Welt. Shiva wird dabei mit 4 Armen in einem Kreis aus Flammen dargestellt. Dieser symbolisiert den Rand des Universums und die sich ausbreitende Energie des Gottes. Das linke Bein ist angehoben zu einer Tanzfigur. Das rechte Bein steht auf dem Zwergdämon Apasmara, der am Boden liegt. Er verkörpert Ignoranz und Dummheit. In der rechten oberen Hand hält er eine Sanduhrtrommel der wandernden Asketen, in der rechten unteren Hand zeigt er die Geste des Schutzes. In der einen linken Hand lodert eine Flamme und die andere linke Hand ist parallel zum linken Bein.
Was ist die Trimurti?
Trimurti ist ein Konzept des Hinduismus. Dabei werden die drei kosmischen Funktionen durch drei Gottheiten miteinander vereint. Das heißt:
- Gott Brahma, als der Schöpfer, Erschaffer
- Gott Vishnu, als der Erhalter
- Gott Shiva, als der Zerstörer
Diese 3 Aspekte sind eine Einheit und bedingen und ergänzen sich gegenseitig. Dargestellt wird die Trimurti durch die drei Götter nebeneinander oder als eine dreiköpfige Figur mit sechs Armen.
Außerdem symbolisiert die Trimurti die drei kosmischen Eigenschaften der irdischen Materie (Gunas).
- Shiva (Tamas): Unwissenheit, Trägheit, geistige Dunkelheit, schwarz, Feuer
- Brahma (Rajas): Aktivität, Leidenschaft, Neubeginn, rot, Erde
- Vishnu (Sattva): Klarheit, Güte, Harmonie, weiß, Wasser
Shivaismus
In der hinduistischen Religion gibt es mehrere Strömungen. Eine der am weitesten verbreiteten ist der Shivaismus. Shiva spielt eine zentrale Rolle und ist die höchste Gottheit. Die Anhänger glauben, dass Shiva alle anderen Götter überragt und Ursprung des gesamten Universums ist. Innerhalb des Shivaismus gibt es verschiedene Strömungen: der episch-puranische, der vedisch-brahmanische und der esoterisch-sektarische Shivaismus.
Einige Richtungen legen großen Wert darauf, dass es eine Möglichkeit gibt, eins mit Gott zu werden. Dann ist das Erreichen eines Shiva- ähnlichen Zustandes die Erlösung. Um das zu erreichen, muss sich Atman (die Seele) von allen Fesseln der Materie und des Karmas lösen. Es gibt viele verschiedene Gruppierungen im Shivaismus. Viele von ihnen praktizieren die Lehren des Yoga und des Tantra.
Gatte von Parvati
Parvati ist Shivas Ehefrau. Genau wie Shiva, verkörpert sie Erhaltung und Zerstörung. Vordergründig ist sie das Symbol für die lebensspendende und lebenserhaltende Mutter. Als Mutter wird sie niemals zornig dargestellt. Wenn sie allerdings den Aspekt der Zerstörung verkörpert, stellt man sie als Kali oder Durga dar. Im Shaktismus ist sie die Verkörperung der göttlichen Energie. Diese braucht der in sich ruhende Shiva, um seine Funktionen auszuführen. Es gibt eine Reihe von Bildern, um die Beziehung und Identität der beiden zu verdeutlichen: Dann ist Parvati die Erde und Shiva der Himmel, oder Parvati als Licht und Shiva als Sonne.
Eine andere Darstellung zeigt die beiden als eine Gestalt: Ardhanarishvara. Dabei ist die linke Hälfte weiblich, also Parvati, und die rechte Körperhälfte männlich, also Shiva.
Vater von Ganesha
Shiva und Parvati gelten als Eltern von Ganesha. Der Legende nach modellierte Parvati Ganesha während Shiva abwesend war und erweckte ihn zum Leben. Er sollte eine Wache sein, während sie badete. Als Shiva wieder kam, verwehrte Ganesha ihm den Eintritt. Aus Wut schlug Shiva ihm den Kopf ab. Er bereute die Tat und erweckte ihn wieder zum Leben. Dafür ließ er einen Elefanten töten, um Ganesha dessen Kopf aufsetzen zu lassen.
Die Darstellung von Shiva
Es gibt eine Vielzahl von Darstellungen von Shiva: meist hat er vier Arme, ein drittes Auge auf der Stirn, blaue Haut und lange Haare. Blau ist die Farbe der Götter. Er bekam sie, als er das Gift des Urmeeres trank. Es wurde von den anderen Göttern freigesetzt, als sie auf der Suche nach der Unsterblichkeit waren und drohten das Universum zu zerstören. Seine Gattin hielt ihm den Hals zu und rettete ihn so. Aber er lief blau an.
Shiva trägt eine Mondsichel als Krone und sitzt auf einem Tiger- bzw. Löwenfell, um seinen Hals windet sich eine Schlange.
Mit dem Stier Nandi als Reittier
Oft wird Shiva mit dem Stier Nandi dargestellt. Die Legende erzählt, dass Nandi eines Tages über die Unendlichkeit erschrak. Er machte sich in seiner Verzweiflung auf die Suche nach einem Ausweg aus dieser Unendlichkeit. Er traf Shiva und warf sich ihm zu Füßen. Er flehte Shiva an, ihn als Reittier zu nehmen. Nandi ist eine eigenständige Gottheit. Er ist der Gott der Freude. Oft stellt man ihn als Mann mit einem Stierkopf dar. In Shiva- Tempeln wird er oft kniend dargestellt.
Mit Dreizack und/oder Trommel
Häufig trägt Shiva einen Dreizack und/oder eine Trommel mit sich. Der Dreizack (Trisula) symbolisiert die Trimurti der Götter, vertreibt Dämonen und zerstört das falsche Ego. Die Sanduhrtrommel (Damuru) mit ihrem Klang verkörpert die Entstehung des Universums. Dass er sie in seinen Händen trägt, zeigt, dass die gesamte Schöpfung aus seinem göttlichen Willen entstanden ist.
Drittes Auge auf der Stirn oder in der Hand
Die zwei Augen von Shiva repräsentieren die Sonne und den Mond. Das dritte Auge symbolisiert das Feuer, es ist das Auge des Wissens und der Weisheit. Das dritte Auge ist ein Zeichen, dass sich Shiva primär der Meditation widmet. Auch seine meist halb geschlossenen zwei Augen zeigen, dass er in die Meditation versunken ist.
Lingam
Im Lingam sehen Hindus, genau wie in Shiva, eine schöpferische, erhaltende und zerstörerische Kraft. Oft wird den Shiva- Linga die männliche Schöpferkraft nachgesagt, was sich im Symbol des Phallus zeigt.
Die Legende besagt, dass Shiva verrückt vor Trauer wurde, als seine Frau Sati (sie wurde später als Parvati wiedergeboren) starb. Er zog umher und viele Frauen verliebten sich in ihn. Dies machte die Männer wütend und sie verfluchten ihn, dass er seine Männlichkeit verlieren würde. Shiva merkte davon nichts, bis Vishnu und Brahma ihn darüber aufklärten. Die Männer erklärten sich bereit, den Fluch zurückzunehmen. Unter der Bedingung, dass er nur noch durch den Linga dargestellt werden darf.
Shivas Bedeutung im Yoga
Der Legende zufolge war Shiva wütend über sich selbst, weil er Brahmas Kopf abgeschlagen hat. Er musste einen Weg finden, wie er seinen Geist unter Kontrolle halten könnte. Er erkannte, dass er seinen Geist und Körper ins Gleichgewicht bringen musste. Er fand Yoga, das er zu unterrichten begann. Seine Schüler waren Asketen, Weise, Monster und Götter, die den Druck des Lebens spürten. Er führte 840000 Stellungen (Asanas) vor. Die an die Bewegungen von Tieren, Vögeln und Bäumen angelehnt sind. Shiva gilt daher als Uryogi, der den Menschen die Weisheit des Hatha Yoga schenkte.