Brahma – das erste Lebewesen
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Inhaltsverzeichnis

Brahma ist einer der Aspekte der Trimurti – welche man vergleichen könnte mit der göttlichen Dreieinigkeit im Christentum: dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Brahma stellt im hinduistischen Glauben das Prinzip der Schöpfung dar. Neben Vishnu, dem Bewahrer und Shiva, dem Gott der Zerstörung, gilt Brahma als derjenige, der das universelle Eine als Unbewegter bewegt. Brahma ist die Zeit und gleichzeitig unterliegt er dieser.
Wer oder was ist Brahma?
Das Wort Brahma ist abgeleitet von dem Wort „brahmá“ aus dem Sanskrit und kann übersetzt werden mit „der Wachsende“ oder auch „er, der expansiv Gewachsene“.
Brahma gilt nicht nur als einer der Hauptgötter im Hinduismus, sondern auch als zuerst erschaffenes Lebewesen, mit dem die Schöpfung des materiellen Kosmos begonnen hat.
Indem Brahma in tiefer Meditation verweilte, erschuf er diese Welt, die daher auch von den Hindus als eine Manifestation der Gedanken Brahams betrachtet wird.
Brahma gilt als Ehemann der Hindu Göttin Saraswati, die Muse und Weisheit symbolisiert und nicht nur Brahmas Gattin, sondern auch seine Tochter darstellt. Außerdem gibt es zwei weitere Frauen Brahmas – nämlich Savitri und Gayatri. Beide Figuren werden häufig auch als ein und dieselbe betrachtet, die sich in Form von Saraswati manifestiert.
Welche Rolle spielt Brahma im hinduistischen Pantheon?
Dem Hindu Gott Brahma wurden im Laufe der Zeit viele Namen gegeben:
- Surajyestah (der vor den anderen Göttern existierte)
- Chaturmukha (vierköpfiger)
- Chaturana (viergesichtiger)
- Ashtakarna (achtohriger)
- Pitamaha (Vater der Menschen)
- Lokesha (Gott der Welten)
- Kamalasana (auf dem Lotus sitzend)
- Abjayoni (Lotusgeboren)
- Nabhijanmah (aus dem Nabel Vishnus geborener)
Seine wichtige Rolle als Schöpfer wird Brahma in der Mythologie immer noch zugestanden. Allerdings spielt seine Verehrung im Alltag vieler Hindus keine bedeutende Rolle mehr.
In der hinduistischen Schöpfungsgeschichte ist Brahma allerdings nach wie vor unverzichtbar. Er findet sowohl in der Brahma-Sutra (auch als Vedanta Sutra bekannt) als auch in den Puranas (die wichtigsten heiligen Schriften der Hindus) zur Entstehung des Kosmos Erwähnung.
Im Buddhismus stellt Brahma ebenfalls eine wichtige Figur dar. Angeblich war es niemand geringeres als Brahma, der Buddha dazu verhalf, die Erkenntnis der Erleuchtung zu lehren.
Die Legende von Brahma
Laut einigen Puranas wurde Brahma vor der Schöpfung durch den Gott Vishnu aus einer aus seinem Nabel entwachsenen Lotosblüte geboren. In anderen Puranas wird er als Sohn Shivas gesehen und im Skanda Purana heißt es sogar, dass Parvati (hinduistische Muttergöttin) alle drei Götter der Trimurti erschaffen hat.
Wieder andere Puranas sehen Brahma als den höchsten Gott und bezeichnen ihn als „Svayambhu“ = den Selbsterschaffenen. Und zu guter Letzt gibt es noch die Geschichte von dem goldenen Ei, aus dem Brahma entsprungen sein soll. So heißt es in der Manusmriti, Kapitel 1:
„Das Ei war so golden strahlend wie die Sonne. Brahma, der Urgroßvater von allem in der Welt erschuf sich selbst darin.“
Brahma gilt auch als derjenige, der zu Beginn der Schöpfung den Ohm-Klang erzeugt bzw. die erste Schwingung im Kosmos verursachte.
Vorsicht – Brahma darf nicht mit Brahman verwechselt werden. Bei Brahman handelt es sich um das ALL-EINE – das alles durchdringende, allumfassende Prinzip – das formlose, nicht benennbare, eigenschaftslose, kosmische Bewusstsein. Auch wenn teilweise angenommen wird, dass Brahma eine Personifizierung des unpersönlichen All-Einen darstellen könnte.
Die Darstellung von Brahma
Die meisten Darstellungen von Brahma zeigen ihn mit vier Gesichtern bzw. Köpfen und vier Armen.
Es wird behauptet, dass Brahma ursprünglich 5 Köpfe besaß. Es gibt viele Geschichten dazu, wie er seinen 5. Kopf verlor. Eine besagt, er hätte mit diesem ständig nach der von ihm selbst erschaffenen Frau – Shatarupa – geschaut, worüber diese sich bei Vishnu beschwerte. Dieser ermahnte Brahma deswegen und bat ihm, dies zu unterlassen. Weil dieser jedoch weiter Shatarupa nicht aus den Augen ließ, schlug Shiva ihm den Kopf ab.
Häufig sitzt Brahma auf einer Lotosblume, was man zurückführen kann auf die Legende seiner Geburt durch Vishnu. Er wird gerne mit gekreuzten Beinen im sogenannten Lotossitz dargestellt – ein Zeichen für die Mediation, in welcher er die Welt erträumt.
Die vier Köpfe Brahmas symbolisieren die vier Himmelsrichtungen und sollen anzeigen, dass Gott sie alle im Blick hat. Die vier Arme und Hände stehen für die 4 Grundkräfte im Hinduismus und enthalten folgende Attribute:
- Veden = die uralten Schriften stehen für Weisheit und die Naturgesetze und kennzeichnen ihn als Gott der Wissenschaften.
- Lotosblüte = ist das Symbol für seine schöpferische Kraft.
- Japa Mala = der Rosenkranz steht für Mediation und kennzeichnet ihn als Weltenlehrer, Guru und Schutzpatron der Mantra-Rezitation, der Veda-Rezitation und der Meditation.
- Kamandalu = die Bettelschale gilt als Symbol dafür, dass alle als Bettler auf die Welt kommen und diese genauso wieder verlassen. Nichts kann mitgenommen werden. Alles ist vergänglich.
Das Reittier Brahmas – die mystische weiße Gans bzw. der Schwan – Hamsa, präsentiert die unendliche und reine Freiheit Brahmas. Mit ihm reist er geistesschnell an jeden beliebigen Ort des Universums.
Brahma Verehrung
Wie bereits erwähnt ist die Verehrung Brahmas heutzutage in Indien nicht mehr so stark verbreitet, auch wenn recht viele Veda Hymnen an Brahma gerichtet sind.
Die heutigen Hindus huldigen eher seinen weiblichen Aspekten. Dazu zählen die Göttinnen Saraswati und Gayatri, was zum Ausdruck bringt, dass die schöpferische Energie eher als weiblich betrachtet wird.
Dennoch ist Brahma als Teil der Trimurti neben Shiva und Vishnu in allem präsent. Betrachten Hindus beispielsweise eine Kerze, sehen sie Shiva in der Zerstörung des Wachses, Vishnu in der Erhaltung des Lichts und Brahma in der Erschaffung von Wärme oder auch Kohlenmonoxid.
Dankeschön für diesen Artikel. Ich mache gerade eine Schulpräsentation über die Trimurti. Dieser Artikel hat mir dabei sehr geholfen. 🙂