Rubrik: Textilkunde


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Batik

15 Min. Lesedauer

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Lange Zeit hat man Batiktücher belächelnd als „Hippie Wandtuch“ bezeichnet, doch in den letzten Jahren hat das Batikmuster als „Tie Dye“ sein Comeback feiern dürfen. Auf Englisch ist halt alles direkt einen Ticken cooler. Und darüber freuen wir uns, denn wir finden Batiktücher auch richtig schön! Doch viele wissen gar nicht, wie viel Kultur hinter den atemberaubenden Mustern steckt oder wie viele verschiedene Muster man beim Batiken zaubern kann.


Was ist Batik?

Batik ist ein ursprünglich aus Indonesien stammendes Färbeverfahren und lässt sich von dem javanischen Worte »mbatik« ableiten, was so viel wie „mit Wachs schreiben“ bedeutet. Javanisch ist eine Sprache, die vor allem im Osten und in der Mitte der indonesischen Insel Java gesprochen wird.

Tjanting
Mit dem Tjanting wird vor dem Batiken mithilfe von heißem Wachs auf dem Stoff gezeichnet.
Credites: Ardyansa NugrahaProses Nembok, Salah Satu Tahapan Membatik TulisCC BY-SA 4.0.

Ursprüngliches Batiken

Beim ursprünglichen Batiken werden Wachsmuster mit einem bestimmten Werkzeug, dem Tjanting, bei aufwändiger Handarbeit auf Stoffe gezeichnet. Anschließend wird der Stoff eingefärbt, allerdings nehmen die mit Wachs bedeckten Stoffstellen keine Farbe auf und behalten ihre ursprüngliche Farbe. Dadurch entstehen dann die vielfältigsten Muster.

Woher kommt die Batikfärbung?

Es gibt Batik schon seit über 2000 Jahren, allerdings unter den verschiedensten Namen und teilweise angepassten Techniken. Das Grundprinzip bleibt jedoch immer dasselbe: Stoff wird eingefärbt und dabei wird verhindert, dass der Stoff an bestimmten Stellen Farbe aufnimmt. Dadurch entstehen beim Endergebnis wunderschöne und vor allem immer einzigartige Muster. Meistens werden die Muster durch das Abbinden von Stoffabschnitten und dem darauffolgenden Einfärben erreicht.

Die Muster vom Batiken sind vor allem in Indonesien und Malaysia beliebt. Doch in Indonesien gibt es nicht nur Batik, sondern auch noch Plangi. Unter diesem Namen ist die Technik des Batikens bekannt, bei dem das Muster nicht durch Wachs, sondern  durch das Abbinden von Stoff entsteht.

Durch das Zusammenknoten zu einem Knäuel entstehen wunderschöne Muster.

Die in Japan bekannte Form von Batik nennt sich Shibori. Das Besondere daran ist, dass durch das komplexe Schnüren von Bändern die außergewöhnlich schönen Muster entstehen. Oft werden die Stoffe zu Knäueln zusammengeknotet oder sogar zusammengenäht. Hinzukommen sind die Muster bei Shibori oft sehr schlicht, da nur eine Farbe verwendet wird.

In Indien ist Batik ebenfalls sehr beliebt, hier wird es Bandhani genannt. Der Ausdruck kommt von dem Hindi-Wort Baandh, was so viel wie „abbinden“ bedeutet. Für lange Zeit war Batik-Färbverfahren in den Hintergrund der indischen Kultur gerückt, doch seit der Mitte des 20. Jahrhundert ist es wieder aufgeblüht. Das spiegelt sich auch in der Wirtschaft wieder, denn mittlerweile werden in Indien Batikstoffe produziert, die über den gesamten Globus exportiert werden.

Was brauchst du für Batikfärbung?

Checkliste zum Batiken




Material für das Muster


Stoff

Gummibänder

Gummibänder

Bindfaden

Bindfaden

zwei Eimer

Kurkuma zum Gelbfärben
Kurkuma zum Gelbfärben

Farben

Handschuhe

Wie funktioniert Batiken?

Du bist neugierig geworden und möchtest deine eigenen, ganz individuellen Muster gestalten? Kein Problem, denn man kann auch zuhause ganz einfach selbst batiken!

I. Als ersten Schritt musst du dir ein Stück Stoff aussuchen. Das können Tücher, T-Shirts, Kleider oder Tischdecken sein. Wenn du magst, kannst du auch Kissenbezüge oder sogar ganze Bettwäschesets färben. Bevor du zum nächsten Schritt gehst, solltest du allerdings sicherstellen, dass dein Stoff komplett sauber und fleckenfrei ist. Am besten wäschst du ihn sicherheitshalber noch einmal vor dem Batiken.

II. Danach bindest du den Stoff ab. Jede Technik ergibt ihr eigenes Muster. Du kannst ihn zu einem Knäuel verknoten, ganz viele Zipfel festbinden oder auch wie bei den Anfängen des Batiks mit Wachs auf dem Stoff zeichnen. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Probier dich einfach aus und guck, was dir am besten gefällt. Wichtig ist jedoch:

Je fester du die Knoten bindest, desto größer wird der Farbunterschied am Ende sein.

III. Anschließend beginnt der eigentliche Schritt des Färbens. Feuchte zunächst deinen Stoff etwas an und leg ihn danach in das Farbbad. In der Verpackungsanleitung findest du genauere Informationen dazu, wie viel Wasser du benötigst und wie lange der Stoff in der Farbe bleiben sollte. Als Faustregel gilt allerdings, dass 4 Liter Wasser und 30 Minuten ziehen lassen für die meisten Stoffe ausreichen sollte. Bei Bettwäsche brauchst du natürlich etwas mehr Wasser, aber du kannst beispielsweise auch mehrere Stoffe gleichzeitig einfärben.

Je länger der Stoff im Farbbad liegt, desto intensiver wird das Stoffteil leuchten.

IV. Darauf folgt wohl einer der wichtigsten Schritte beim Batiken: das Fixierbad. Das ist entscheidend, damit deine Batik-Kunstwerke ihre Farbe beibehalten. Denn die ganze Arbeit soll ja nicht umsonst gewesen sein. Abschließend wäschst du deinen Stoff so lange aus, bis das Wasser klar ist und lässt ihn trocknen. Und fertig ist dein selbst gemachtes Batik!

Sicherheitshalber solltest du dein Meisterwerk beim ersten Waschgang lieber alleine waschen – obwohl Batik toll ist, wollen wir ja nicht auch noch all deine anderen Kleidungsstücke färben.

Wenn du magst, kannst du auch mit natürlichen Farben batiken.

Zusammenfassend gehst du folgendermaßen vor:

I. Stoff aussuchen.

II. Stoff abbinden, verknoten, mit Wachs bearbeiten, etc. (je nach gewünschtem Muster)

III. Stoff färben: auf Verpackungsangabe der Farbe achten. Meistens: Farbe in 4 Liter Wasser lösen und den Stoff 30 Minuten ziehen lassen.

IV. Den Stoff ins Fixierbad legen und anschließend gut auswaschen.

Welche Stoffe eigenen sich zum Batiken?

Grundsätzlich lassen sich natürliche Materialien am bestem zum Batiken nutzen. Dazu zählen zum Beispiel:
Baumwolle, Leinen, Hanf oder Viskose.

Auch Seide ist super für Batik, jedoch erscheinen die Farben meistens etwas heller auf dem Stoff.

Du kannst auch Mischgewebe nehmen, also eine Mischung aus natürlichen und künstlichen Materialien. Künstliche Stoffe sind beispielsweise Polyester oder Polyacryl. Achte dabei nur darauf, dass der Anteil der natürlichen Fasern bei mindestens 50 % liegt. Denn künstliche Fasern nehmen die Batikfärbung leider nicht auf und deine eingefärbten Stoffe sollen natürlich möglichst farbenfroh leuchten.

Welche Muster gibt es beim Batiken?

Das Schöne am Batiken ist, dass es immer Unikate sind. Kein T-Shirt, kein Kleid und auch kein Geschirrtuch wird jemals komplett identisch zu einem anderen sein. Zum einen entstehen die Unikate, weil die Farbe vom Stoff jedes Mal ein wenig anders aufgenommen wird. Zum anderen gibt es auch viele verschiedene Techniken für Batik, die für die vielfältigsten Muster sorgen.

Wir unterscheiden im Voraus zwischen:

1. Batik mit einer Farbe
2. Batik mit zwei Farben

Batik mit einer Farbe

Am einfachsten ist Batik mit einer Farbe. Der Ablauf ist immer derselbe: Du knotest deinen Stoff, färbst ihn ein und fixierst anschließend die Farbe.

Schräger Farbverlauf

Wenn du einen schrägen Farbverlauf möchtest, faltest du zum Beispiel dein T-Shirt von einer unteren Ecke diagonal zu einer oberen Ecke, zum Beispiel von unten link nach oben rechts. Danach rollst du das Shirt längs auf, bindest es an mehreren Stellen fest und färbst es anschließend ein.

I.
Suche dir ein geeignetes Stück Stoff.

II.
Falte es diagonal,

III.
sodass ein Dreieck entsteht.

IV.
Rolle es längs auf.

V.
Binde es an mehreren Stellen fest.

Ombre-Effekt

Falls du kein Garn zur Hand hast oder einfach eine sehr schlichte Batik möchtest, die aber trotzdem den gewissen Wow-Faktor hat, kannst du deinen Stoff auch im Ombré-Effekt einfärben. Dafür feuchtest du deinen Stoff einfach etwas an und legst ihn nur mit einem Ende in das Farbbad. Die Farbe wird den Stoff geradezu hochklettern und am Ende wirst du einen wunderschönen Farbverlauf haben.

I.
Suche dir ein geeignetes Stück Stoff.

II.
Befeuchte das Tuch.

III.
Lege eine Seite in die Farbe.

IV.
Die Farbe wird hochklettern.

Shibori

Diese Methode haben wir dir bereits am Anfang des Artikels vorgestellt. Falls du Lust hast, die japanische Art des Batiks selbst auszuprobieren, brauchst du nur die folgenden Schritte zu befolgen. Zunächst knotest du den Stoff oder dein T-Shirt zu einem Knäuel zusammen, das du anschließend mit Gummibändern fixierst. Danach kommt der Stoff in den Farbeimer, wird ausgespült und fixiert. Zum Schluss löst du die Bänder und fertig ist dein Batik im japanischen Stil.

I.
Suche dir ein geeignetes Stück Stoff.

II.
Knüdel das Stück Stoff,

III.
zu einem Knäuel.

IV.
Binde das Knäul mit Bändern fest zusammen.

Spirale

Das spiralförmige Muster beim Batik sieht man sehr selten und dabei ist es so leicht umzusetzen! Am Anfang suchst du dir einen Punkt in der Mitte deines Stoffs aus. Danach drehst du den Stoff zu einer Stoffschnecke auf, die Bewegung ähnelt dabei der eines Drehkreisels. Am Ende sollte dein aufgedrehter Stoff so aussehen wie eine Rosinenschnecke. Tipp: Das Eindrehen funktioniert besser, wenn man den Stoff vorher mit einer Sprühflasche etwas befeuchtet. Danach spannst du mehrere Gummibänder um deine Stoffschnecke, damit sie die Form beim Einfärben beibehält. Nachdem die Vorbereitungen für das Muster getroffen wurden, färbst du den Stoff nach Belieben ein. Besonders schön sieht die Spirale mit zwei Farben aus.

I.
Suche dir ein geeignetes Stück Stoff.

II.
Halte es in der Mitte und

III.
drehe es solange ein,

IV.
bis eine Schnecke entsteht.

V.
Binde die Schnecke mit einem Faden fest.

Batiken mit zwei Farben

Wenn du Batik mit einer Farbe schon toll findet, werden Batikmuster mit 2 Farben für dich erst recht atemberaubend sein. Zudem ist Batik mit zwei Farben gar nicht so viel komplizierter. Es gibt nur 2 wichtige Regeln. Erstens, fang immer mit der helleren Farbe an und nimm danach erst die dunklere Farbe. Und zweitens solltest du am besten warten, bis der Stoff mit der helleren Farbe trocken ist, bevor du die dunklere Farbe benutzt. Im Zweifelsfalls kann es ansonsten zu ungewollten Farbvermischungen kommen und am Ende hast du statt eines wunderschönes Batikmusters nur braunen Batikmatsch.
Eine einfache Möglichkeit mit zwei Farben zu batiken ist, mehrere Zipfel von deine Stoff mit einem Band abzutrennen. Dann tunkst du zuerst den kompletten Zipfel in die hellere Farbe und danach nur die untere Spitze des Zipfels in die dunklere Farbe. Dadurch entsteht ein schöner Farbübergang und du wirst viele bunte Batikkreise auf deinen Stoff erschaffen.

Eine zweite Möglichkeit ist, als ersten Schritt wie gewohnt den Stoff mit Gummibändern abzubinden. Danach färbst du den gesamten Stoff in der hellen Farbe ein. Anschließend entfernst du ein paar Gummibänder und färbst den Stoff in der zweiten, dunkleren Farbe. Zum Schluss brauchst du nur noch die Restfarbe auszuwaschen und dein leuchtendes Kunstwerk mit dem Fixierbad langlebiger zu machen.

Wie du merkst, gibt es unglaubliche viele Möglichkeiten zu batiken. Ein Pluspunkt dabei ist, dass es bei den Mustern kein richtig oder falsch gibt. Such dir einfach eins für den Anfang an aus, leg los und lass deiner Kreativität freien Lauf.

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